Donnerstag, 27. November 2008

Vom Salento komm' ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet nicht so sehr!



Alle Jahre wieder, wenn in Deutschland die Lichter aus- und die Kerzen angehen, sehne ich mich, ja ich geb’s zu, zurück ins Matschwetter und zu allem, was man als Deutscher so gar nicht zu schätzen weiß.

Ich lade Sie also wieder einmal ein, sich in (schon richtig gelesen, nicht „aus“) unser imaginäres Fenster zu lehnen und den Süditalienern ein bisschen bei den Weihnachtsvorbereitungen zuzusehen.

Stellen Sie sich Anfang Dezember im Süden Italiens vor…die Olivenernte ist in vollem Gange. Rosen, Hibiskus, Bougainville, Amarilis, Clivien, Nelken und vieles mehr, was den heißen und überaus trockenen Sommer scheut, hat sich die angenehmere Jahreszeit ausgesucht, um sich fortzupflanzen und unserem Auge einfach nur Gutes zu tun. Vieles blüht bereits zum zweiten, wenn nicht sogar zum dritten Mal. Die Wiesen sind sattgrün und die Vögel, die Deutschland und die anderen nördlichen Gefilde längst verlassen haben, zwitschern in den vollen Baumkronen um die Wette. Die Wandergruppen ergehen den Salento jetzt wöchentlich, denn die kühle Temperatur lässt eine angenehmere Gangart bei mehr Kondition zu.

Seien Sie ehrlich: Käme bei Ihnen da Weihnachtsstimmung auf? Eben! Hier ein fast schon dreister Werbeschrei an alle Weihnachtsmuffel: Auf nach Süditalien! Hier kann man Weihnachten fast gänzlich meiden, wenn man nicht einkaufen geht! Also zugegeben: Hier und da blinkt uns ein recht lieblos mit bunten Lichtern geschmückter Blattbaum in einem Vorgarten zu. Aber sonst…das Klima lässt zumindest sehr häufig nicht auf Weihnachten schließen.

Erinnern wir uns doch einmal einen Moment, warum Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wird: Das Christentum hat sich schon immer dort, wo es Verbreitung fand, nach anfänglichem Sträuben bis totaler Verweigerung der heidnischen Sitten vor Ort gebeugt. Im Falle von Weihnachten war das die längste Nacht des Jahres (um den 22. Dezember) anlässlich derer ein Tannenbaum (immergrün und daher im Norden hochverehrt) geschlagen und in die Hütte gestellt wurde. Er wurde mit dem Obst des Herbstes (meistens Wildäpfel und Birnen) behangen und der Licht-/Sonnengott wurde angefleht, die Tage recht rasch wieder länger werden zu lassen. Auf das der Frost bald der Sonnenwärme weiche und man wieder das Land bestellen könne, wurden Kerzen entzündet und am Tannenbaum befestigt….wussten Sie nicht? Sehen Sie, ich auch nicht. Den eigenen Traditionen und ihrer Bedeutung wird man sich in der Fremde viel eher bewusst, als zu Hause. Schon deshalb rate ich meinen Schülern immer, so schnell wie möglich für einige Zeit das Weite zu suchen…auch, um die Nähe zu finden:

Ich habe jahrelang verzweifelt einen Weihnachtsbaum in einer süditalienischen Kirche gesucht….vergeblich. Bis heute übrigens. Mit diesem „heidnischen Zeugs“ will der süditalienische Pfarrer nichts zu tun haben, selbst dann nicht, wenn auf dem Petersplatz in Rom jährlich der höchste und schönste Tannenbaum aus dem fernen Südtirol oder aus dem Aostatal unter Mühen, Verkehrsblockaden und Verzweifeln aller Umweltschützer (doppelt, weil erstens ein alter Baum abgeholzt und zweitens so weit transportiert wird) in der ersten Adventwoche aufgestellt und bestaunt wird.

Nun, Tannenbaum ist hier traditionsgemäß also schon mal gar nicht. Als ich vor vielen Jahren hierher kam, hab’ ich beim Tannenbaumschmücken bittere Tränen der Verzweiflung vergossen: Ich hatte mir fast alles aus Deutschland mitgebracht, aber eine Lichterkette haben ich und mein Mann (damals noch in spe) uns hier gekauft. Ich habe noch nicht einmal darauf geachtet, was das für eine war. Die Lichterketten in Deutschland waren schließlich alle fast gleich. Nicht so hier: Die Lichterkette, die wir erwischt hatten und, wie ich hinterher entsetzt feststellte, wie alle war, die es hier zu kaufen gab: Mit bunten Lichtern bestückt und das alleine wäre ja noch zu verkraften gewesen. Was viel schlimmer war, sie leuchtete in unregelmäßigen Abständen techno-mäßig auf und als letzter Schrei, mit jeder Aufleucht-Sequenz ertönte eine Midi-Melodie mit Weihnachtsmusik!! Einfach entsetzlich, ich halte mich selbst für ziemlich tolerant, aber können Sie sich so etwas vorstellen? Wenn ein kleines bisschen Weihnachtsstimmung aufgekommen war – nun war sie sicher unwiederbringlich dahin! Da half es auch nichts, dass mein italienischer Anzutrauender sich sofort daran gemacht hat, die Melodie auszuschließen, heiße Tränen benetzten die guten deutschen, weil importierten, wertvollen Wachsfiguren, von denen sich meine Mutter für mich getrennt hatte.

Schnell entdeckte ich, dass die Italiener zu Hause im Gegensatz zur hiesigen Kirchendoktrie sehr wohl Weihnachtsbäume aufstellen und davon überzeugt sind, dass diese schöne Dekoration aus Amerika zu ihnen gekommen ist. Ein kurzer Blick auf den Baum damals zeigte mir sofort, warum man diesem Irrglauben nachhing: Er war durch und durch aus Plastik. Der Baum selbst, die Kugeln, das Lametta, die bunten Figuren, alles aus Plastik. Dazu die oben beschriebene blinkende Lichterkette und der Horror schlechthin war fertig. Diese Bäume gibt es fertig geschmückt für ‚nen Appel und n’ Ei zu kaufen. Selbstverständlich gibt es auch die teuren Versionen, größer, die auch weniger nach Plastik aussehen und die etwas weniger bunt sind. Aber eben immer so, wie wir, Sie und ich, uns einen Weihnachtsbaum gar nicht denken. Nun, die 90ger Jahre zogen ins Land und seit dem neuen Jahrtausend sieht man in vielen Häusern und guten Geschäften wunderschön geschmückte, farblich thematisierte und liebevoll hergerichtete Weihnachtsbäume stehen. Weiterhin aus Plastik. Darüber kann ich aber hinwegsehen, schließlich ist es dann wenigstens kein „Einmal-Weihnachtsbaum“. und man vermeidet sinnloses Abholzen. Immerhin…die Lichterketten sind jetzt sanft blinkend, fast immer in weiß und vermitteln den Eindruck eines Weihnachtsbaumes unter funkelnden Sternen oder so was ähnliches. Also man ist da durchaus lernfähig.

Die nächste Enttäuschung folgte damals für mich, wie bereits angedeutet, in der Kirche. Ich bin Weissgott keine fleißige Kirchgängerin, aber in der Ferne sucht man das Rituelle und da suchte ich also am 24. Dezember (Heiligabend wohlgemerkt) eine Messe. Vergeblich. Die früheste war die Christmette. Schon bald wurde mir klar, weshalb: Bis 21 Uhr sind hier am Heiligen Abend die Geschäfte geöffnet und rammelvoll. Einkaufswägen bis in die hinteren Regale stehen an den 10-15 Kassen Schlange, aus dem Lautsprecher randaliert bezeichnenderweise Technomusik, schreiende Kinder betteln um Spielzeug und gestresste Mütter verlieren die Geduld während die Väter technische Neuheiten bestaunen! Das ist hier in Süditalien der Heiligabend!

Daraufhin habe ich meinen Kirchgang auf den 25. Dezember verlegt. Was in Deutschland als 1. Feiertag bekannt ist, ist hier „Natale“, also Weihnachten! Aaaahhh! Mir ging ein Licht auf. Weihnachten beginnt also erst am 1. Weihnachtsfeiertag. Auch gut. Aber der Kirchgang wurde weiterhin eine große Enttäuschung. Die Messe war kein Hochamt. Alles normal. Nichts geschmückt, kein Weihnachtsbaum, keine „Friede den Menschen auf Erden-Predigt“. Business as usual! (Lesen Sie mein Osterkapitel in einigen Monaten, um zu wissen, WANN hier in einer Kirche richtig gefeiert wird...). Jahre später hatte ich den Bogen dann raus: Wir gingen in eine besondere Kirche nach Alezio (die Kirche ist eine Wallfahrtskirche und heißt „Madonna della Lizza“). Dort hab’ ich sie dann gefunden, die Weihnachtsstimmung während der Christmette. Auch wenn der Weihnachtsbaum gefehlt hat, so gab es doch die so verzweifelt gesuchte Weihnachtsatmosphäre. Die Leute gaben sich die Hände und küssten sich und wünschten sich „Buon Natale“, die Kirche war voll, der Pfarrer milde gestimmt, auch wenn er wahrscheinlich wettern wollte, dass sich die Kirche nur am Heiligenabend zur Christmette füllt….Sogar das Weihnachtslied „tu scendi dalle stelle“ „du steigst von den Sternen herunter“ wird am Schluss des Hochamts gesungen. Viel mehr Weihnachtslieder haben die Italiener auch gar nicht. Ebengenanntes ist überall in Italien bekannt und wird den Kindern bereits im Kindergarten beigebracht. Weitere sind vor allem Regional bekannt und werden leider kaum noch gesungen. Wenn aber, dann kommt der eigentlich gar unbekannte Dudelsack aus den Abruzzen zum Einsatz. Diese Dudelsackgruppen haben in der Vor- und Weihnachtszeit Hochsaison und man sieht sie in Mailand, Rom, Torin und überall, wo es auf Straßen und Plätzen weihnachtliche Veranstaltungen gibt. Die eher schwermütigen Melodien erinnern eher an den einstmals so schweren Stand der Hirten in den Abruzzeser Bergen, als an Weihnachten.

In Ermangelung so vieler Weihnachtslieder, wie die Mitteleuropäer sie haben, gibt es im Salento in den letzten Jahren einen regelrechten Gospel-Chor-Boom. Viele, die gerne und viel und vor allem gut singen, gehen vor allem vor Weihnachten und um die Weihnachtszeit auf Tournee im näheren Umfeld und beglücken Kirchen und Gemeinden außerhalb der Messe (vor allem abends) mit fantastischen Weihnachtskonzerten. Auch das ist relativ neu und wird hier sehr gut angenommen. Ein salentinischer Gospel-Chor, der Coro Gospel „Black on White“ von Tyna Casalini, die übrigens erst so um die 30 ist, war sogar vor 2 Jahren zum Weihnachtskonzert des Vatikans eingeladen (findet am 08.12. statt und wird hier in Italien oft am darauffolgenden Wochenende vom italienischen Fernsehen übertragen).

Sie werden sich fragen, was Süditalien denn überhaupt an traditionellem Weihnachtsbräuchen zu bieten hat. Nun, die Italiener im Allgemeinen und die Süditaliener im Besonderen sind ganz wild auf Krippen. Sie dürfen sich dabei jetzt nicht die übliche deutsche Krippe mit Maria und Josef und dem Jesuskind mit Ochs und Esel und vielleicht, wenn’s hoch kommt noch ein paar Hirten vorstellen. Nein, nein, nein, die Italiener verstehen unter Krippe – Presepe etwas gaaaaanz anderes. Ihre Hauskrippe bekommt einen besonderen Platz. Viel Platz, denn den braucht sie. Die italienische Krippe ist nämlich ein kleines, wenn der Platz es zulässt, sogar ein größeres Dorf zu Jesu Zeiten in Miniatur. Man stelle sich das ganz ähnlich wie eine deutsche Spielzeugeisenbahnlandschaft vor: Auf Hügeln sieht man Hütten und Häuser, davor die Handwerker bei der Arbeit, den Schreiner, den Schmied, den Fassbauer, den Schuhmacher usw. Ein kleiner Bach (oft echt!) fließt durch’s Dorf, ich habe auch schon mitten in einem Wohnzimmer (erinnern Sie sich an meine November-Ausführungen – hier noch ein Wohnzimmer-Verwendungszweck, da Platz vorhanden) einen kleinen Wasserfall gesehen.

Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben sich die Anhänger des Weihnachtsbaums und die der Krippe oft angefeindet, denn die Krippe-Anhänger halten sich (in dem Fall muss ich sagen, sie haben recht) für die Hüter der italienischen Traditionen. Die Wiege der Krippenbauer steht übrigens in Neapel. Dort wird in der Via San Gregorio Armeno alljährlich ab November auf der Strasse und das ganze Jahr hindurch in den Läden Krippenfiguren verkauft. Alle echt neapolitanischen Figuren werden aus Ton hergestellt, noch wertigere aus Holz. Und das Highlight ist jedes Jahr, zu erraten, welcher Zeitgenosse denn dieses Mal Einzug gehalten hat in die Riege der berühmten VIP-Krippenfiguren. Dieses Jahr, soviel wurde im italienischen Fernsehen schon verraten, ist es natürlich der neue amerikanische Präsident! Im Salento kann man alle Krippenfiguren aus Olivenholz oder aus Plastik (made in China) kaufen – das bleibt ihrem Gusto und ihrem Portemonnaie anheimgestellt. Wenn man aber von einer echten salentinischen Krippenfigur sprechen möchte, sollte es eigentlich eine aus Pappmaché sein. Denn Pappmaché-Künstler gibt es vor allem in Lecce mehr als genug. Davon will ich Ihnen aber in meinem Aprilkapitel mehr erzählen…Und als Krippenfiguren versteht man hier nicht nur Hirten, Engel und die Heilige Familie. Die häusliche Krippe, eine Art Puppenhaus oder Modelleisenbahnlandschaft, wie Sie wollen, kommt auf ihre Ausdehnung an, bekommt einen Bäcker, einen Metzger, einen Töpfer usw. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Den Figuren übrigens auch nicht. Mit der Arbeit für „il presepe“ wird schon am 08.12. begonnen. Das ist, wie der gute Katholik weiß, Maria Unbefleckte Empfängnis und hier ein Feiertag. „Gesù Bambino“ aber wird erst in der Heiligen Nacht in die Krippe gelegt. Das macht in der Familie auch immer der oder die Kleinste und ist in Italien fast so wichtig wie bei in Deutschland das Weihnachtsbaum anzünden und wird von begeistertem Klatschen ob der erbrachten Leistung begleitet.

Maria Unbefleckte Empfängnis ist sozusagen der Startschuss für die Weihnachtsvorbereitungen. Aus der Liturgie kennt man den Advent als solches schon, aber traditionell gibt es hier den Adventskranz, die Kerzen, die nach und nach angezündet werden, nicht. In den letzten Jahren sehe ich ihn aber als Schmuckgesteck bei innovativen Gärtnereien und Blumenläden, die ihn wunderschön dekorieren und der dazu gedacht ist, ihn sich vor die Haustür zu hängen. Dank Lidl, Penny Markt und anderen Discountern, die ebenfalls viel Ware aus Deutschland beziehen, gibt es seit ein paar Jahren auch Adventskalender (von den unzähligen deutschen Weihnachtsleckereien schweige ich besser, da würde ich schon beim Schreiben zunehmen, aber auch die gibt es hier seit einigen Jahren – die ganze Palette!). Ich bringe meinen Erstlingen in der Schule jedes Jahr einen Adventskalender mit, die Begeisterung ist groß und man kann davon ausgehen, dass mindestens die Hälfte der Klasse sich daraufhin auch einen für Zuhause kauft. Mit ihnen singe ich auch Weihnachtslieder bis zum Abwinken, solange sie jünger sind, singen sie auch noch alle mit, danach verliert sich, entwicklungsgemäß das Interesse für alles Kollektive, das von Erwachsenen eingeführt wird. Das ist überall dasselbe. Aber kürzlich hatte ich ein Erfolgserlebnis, ich habe mit einer ehemaligen Schülerin telefoniert, die inzwischen in Südtirol unterrichtet und die mir erzählte, dass sie die ganzen Fotokopien mit den Liedern herausgekramt und mit ihren Kids an der Schule dort singen will und ob ich noch mehr hätte….Ach ist das schön!

Nun, wie gesagt, an der „Immacolata“ wird der Weihnachtsbaum zuhause aufgestellt, man schmückt den Baum im Vorgarten mit Lichtern, man kauft Zusatzmaterial zur Erweiterung der Hauskrippe, es gibt sogar jährlich Wettbewerbe für die schönste Krippe. Einmal sah ich eine Ausstellung, in der alle Geschäftsleute aus Taviano (meine Adoptiv-Gemeinde) eine Krippe gebastelt und ausgestellt hatten. Es sollte eine Benefiz-Ausstellung werden. Der Bäcker buk also eine Krippe, der Kurzwarenhändler bastelte eine aus Knöpfen, aber ein wahres Wunderwerk war die Krippe des Friseurs, die aus Haarnadeln unglaublich kunstvoll gefertigt war.Weihnachten ist nah. Der Weihnachtsbaum wird auch nicht, wie bei uns, erst kurz vor Heiligabend, sondern just an der „Immacolata“ geschmückt und ab da auch abendlich angeschlossen (ich sage bewusst nicht „angezündet“ – Sie wissen inzwischen, warum!).

Der vorweihnachtliche Einkaufswahnsinn ist, glaube ich, inzwischen überall auf der Welt, selbst da, wo die christliche Religion eigentlich nicht das tägliche Leben bestimmt, derselbe. So auch hier in Süditalien. Verkaufsoffene Sonntage (mindestens 4 vor Weihnachten), gestresste Verkäufer und Verkäuferinnen, schreiende Kinder, die leider überallhin mitmüssen… Sie kennen das. Früher, traditionsgemäß, so erzählte mir vor vielen Jahren mein Vater, gab es zu Weihnachten eigentlich gar keine Geschenke. Das kam erst allmählich in den 60ger Jahren mit den Amis. Er konnte sich noch erinnern, dass ihm die „Befana“, die gute Fee, die am 06. Januar in Italien ihren Feiertag hat, die Geschenke brachte. War man lieb gewesen, gab es Zuckerzeug, ansonsten Kohle und einen Reisigbesen zum Versohlen. Merken Sie was? Genau! Die Befana ist die Frau des mitteleuropäischen Nikolaus! Sie kommt in Italien genau einen Monat nach ihrem Mann und beglückt die italienischen Kinder. Jetzt erklärt sich langsam vieles, nicht? Wenn es Weihnachten gar keine Geschenke gab, dann brauchte man sich auch nicht allzu sehr darauf zu freuen ( minus Adventskalender).Wenn es Weihnachten gar keine Geschenke gab, brauchte man auch keinen Baum aufzustellen, um sie darunter zu legen (minus Weihnachtsbaum, schon des Klimas wegen)!

Meine Tätigkeit als Stadtführerin hat mich auch darüber aufgeklärt, warum in Italien traditionsgemäß die Krippen in Häuser und Kirchen ihren Einzug hielten: Diese Tradition stammt vom Heiligen Franz von Assisi. Das ist der als Bettelmönch Abgebildete in brauner Kutte, oft von einem Wolf und von Vögeln umgeben. Er, der sich der Armut verschrieben hat, predigte, dass die Armut ein Zeichen Jesu sei. Um immer daran zu erinnern, sollen die Kirchen jährlich die Krippe, die Abbildung der ärmlichen Geburt Jesu, darstellen. Viele, sehr viele Kirchen, die dem Heiligen Franz von Assisi gewidmet sind, haben sogar permanente Krippen, die das ganze Jahr über in der Kirche ausgestellt und Teil von ihr sind.

Apropos Krippen: Das absolute jährliche Highlight hier im Salento ist aber die Tradition der „lebenden Krippe“, dem „presepe vivente“. Darunter können Sie sich nichts vorstellen? Ich will Sie mitnehmen, kommen Sie mit mir „Krippenlaufen“:

Ab dem 25. Dezember, wenn man in Deutschland schon fast wieder daran denkt, wann man alles Weihnachtszeugs wieder wegpacken kann, verschreiben sich die Salentiner für 2 Wochen während der Feiertage und Samstags und Sonntags entweder aktiv oder passiv dem „presepe vivente“. Kulisse ist entweder die Altstadt eines Dorfes oder eines auch größeren Ortes, in den letzten Jahren auch immer häufiger eine alte „Masseria“, also ein alter, oft nicht bewohnter Gutshof. Die „location“ wird umgewandelt in eine mittelalterliche Stadt. Die Bewohner, die an den Öffnungstagen während der 2 Wochen abends von 18 – 23 Uhr circa in die Gewänder ihrer Vorfahren schlüpfen, richten „ihre“ Bottega, also ihren Laden oder ihre Werkstatt liebevoll mittelalterlich her. Es werden alte, sehr alte Werkzeuge, Handarbeitsutensilien, Kochutensilien hervorgeholt und auf Hochglanz poliert. Dann wird all das alte Zeug für 2 Wochen wieder seinem ursprünglichen Gebrauchszweck zugeführt. Wichtig ist, dass alles schön alt aussieht, aber voll funktionstüchtig ist. Alte Webstühle, Spinnräder, sowie altes Zimmermannswerkzeug und Schmiedewerkzeuge werden während der Abendstunden dieser 2 Weihnachtswochen wieder benutzt. Es werden Kerzen aus Bienenwachs vor dem staunenden Publikum gefertigt, Öllämpchen geputzt und angezündet, es werden heiße Pittule (siehe November) mit allem möglichen darin ausgebacken und den frierenden (das ist natürlich meistens gespielt…) Besuchern gegen wenig Geld gereicht. Man kann dort Holzkohleofenbrot kaufen, auch die beliebten „Pucce“, Weißbrotbrötchen mit ganzen Oliven darin (müssen Sie unbedingt probieren, wenn Sie hier sind. Bitte auf die Olivenkerne achten, die werden in den "echten" Pucce nämlich drin gelassen). Es gibt auch „vino speziato“, die italienische Variante des Glühweins, der weniger süß ist, dafür um so gewürzter. Nicht ganz billig aber garantiert NICHT „made in China“ sind handgeklöppelte oder gewebte Tischdeckchen, bestickte Aussteuerware usw. Die Schauspieler schlüpfen nicht nur in ihre Rolle, nein sie kostümieren sich auch so. Man läuft durch eine Art geführtem Parcours durch’s Mittelalter. Die gesamte Kulisse ist wunderschön beleuchtet und das Ganze sieht absolut pittoresk aus und begeistert mich jedes Jahr auf’s Neue. Schon deshalb, weil wir uns jedes Jahr einen anderen Ort ansehen. Am Beginn des Parcours werden einige Euro Eintritt erhoben (auch nicht überall – kommt auf die Beteiligung der Gemeinde an) und dann geht’s los. Letztes Jahr standen wir 1 ½ Stunden an, um in den „presepe vivente“ der Stadt Tricase auf der adriatischen Seite des Salento zu kommen. Die Show war aber auch gigantisch. Man wurde begrüßt mit Kunstschnee, der, ich geb’s zu, nicht jedermanns Sache ist, der aber auf den Olivenbäumen am Hügel, der als Kulisse diente, sagenhaft aussah. Die Background-Musik dudelt vorwiegend auf Deutsch (O Tannenbaum, Oh du fröhliche, Stille Nacht, Kling Glöcken, Schneeflöckchen, Weiße Weihnacht usw.), sie klingt im Random-Verfahren die ganze Zeit durch die Nacht und verzückte alle Besucher, die sich so richtig „nach Weihnachten“ versetzt fühlen. Von unten am Hügel arbeiteten wir uns nach oben. Es gab mehrere Esel, die Wasser aus einem echten Brunnen förderten, das wiederum das Mühlrad antrieb, das ein kleines Windrad bewegte. Drumherum gemächliche Geschäftigkeit eines hiesigen Dorfes im Mittelalter in Kostümen. Es gab die Restaurations-Gasse in der Spezialitäten von Tricase aus alten Rezepten stammend, frisch zubereitet, angeboten wurden, es gab einen Schmied, der ununterbrochen Stücke schmiedete, die später (weiter hinten in der Hütte und vor aller Augen verborgen) zusammengeschweißt als Kunstschmiedestück verkauft wurden. Immer wieder kleine Weiden mit Kühen und vor allem Ziegen und Schafen, dazu eine Mini-Molkerei und frische Ziegen-Ricotta usw usw. Jetzt fragen Sie sich: Ok, nette Sache, aber was hat das mit „Krippe“ und „Weihnachten“ zu tun? Warten Sie’s ab, der Clou kommt erst noch.

Jeder Parcours in jeder Stadt oder Masseria oder wo immer er auch ist, hat einen Höhepunkt: „La Natalità“. Das, was man in Mitteleuropa eigentlich unter einer Krippe versteht: Einen alten Stall oder auch eine Grotte (einmal sogar in einer unterirdischen Ölmühle), in dem finden wir vor, was die Hirten vor über 2000 Jahren auf dem Feld von Bethlehem sahen: Das Christuskind, in einer Krippe liegend, umgeben von der Liebe seiner Mutter Maria und seines Vaters Josef. Der Stall wird gewärmt von einem Ochsen und einem Esel. Genauso und nicht anders finden Sie „la Natalità“. Es gibt in einer Ecke einen Ochsen und einen Esel, die blau gekleidete Maria sitzt auf einem Schemel und Josef steht meistens und stützt sich auf einen langen Stock. Zwischen Ihnen, in einer Futterkrippe, warm eingemummelt, liegt das Christuskind. Echt! Alles 100%ig echt! Auch das Baby!

Letztes Jahr war es an dem Abend, an dem wir der Heiligen Familie unseren Besuch abstatteten, besonders kalt und wir sahen, dass man den Kleinen in eine Heizdecke gewickelt hatte und das Kabel unter dem ausgelegten Stroh nach hinten gelegt und angeschlossen hatte.

Ab und zu kommt der Besucherstrom auch vollkommen zum Stehen und nichts geht mehr. Das ist dann, wenn die „Natalità“ kurz geschlossen wird, damit das Christuskind gewickelt und gestillt werden kann. In der Masseria, die wir vor 2 Jahren besucht haben, wurde die „Natalità“ nicht geschlossen, sondern das Christuskind war kurz mal abwesend. Ein Schild an der Futterkrippe besagte „Gesù viene cambiato“ (Jesus wird gerade gewickelt). Vor mehreren Jahren sahen wir gerade dem Vertauschen der Jesusse zu: Das echte Baby wurde weggebracht und eine Puppe an seinerstatt in die Krippe gelegt, mit dem Hinweis „Gesù fa la sua poppata“ – frei übersetzt mit „der echte Jesus ist gerade an der Milchbar“. Da sag’ noch einer, die Italiener verstünden es nicht, Weihnachten zu feiern….

Zugegeben, nicht so wie die Mitteleuropäer. Aber es wäre ja auch furchtbar langweilig, wenn’s überall gleich wäre, nicht?

Ich kann mich noch an Weihnachten 2006 erinnern, damals sahen wir zufällig ein übergroßes Plakat am Brückenpfeiler kleben: „Presepe vivente a Neviano“. Ha! Dort waren wir noch nie gewesen. Also am 26. Dezember auf nach Neviano. Die übliche Schlange vor dem Eingang, aber danach nie Gesehenes: Die gesamte Altstadt des Dorfes verwandelt in Jerusalem! Es gab die Färbergasse, in der wirklich gefärbt wurde, die Tempelanlage mit den Pharisäern und Händlern, der der Statthalter von Jerusalem, der in seinem Palast samt seines Harems herumlag, ein römisches Legionärslager usw. Und während in der Stadt das Leben tobte, wurde in der Höhle unter der Stadt allabendlich das Jesuskind geboren und in die Krippe gelegt.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und auch Weihnachten ist man, wie jedes Jahr, nach einer Woche ziemlich überdrüssig. Allerdings lässt man sich il „Cenone di Capodanno“ nicht entgehen. Mit Cenone ist das Mega-Sylvester-Abendessen gemeint (das Suffix „-one“ macht im Italienischen aus etwas mit normalen Dimensionen etwas Gigantisches – „Bambinone“ – ein großes Kind, „macchinona“ – ein großes Auto usw.) und hier trifft „Mega“ durchaus zu : Das Sylvester-Menü übersteigt selbst noch ein Hochzeitsbankett oder kann zumindest locker mithalten. Wenn Sie meinen, es würde um 19Uhr fürstlich gespeist und ab 22 Uhr ins Neue Jahr getanzt, so muss ich Sie leider enttäuschen. Die Salentiner essen entweder oder sie tanzen. Beides kurz hintereinander geht gar nicht. Meistens ist auch für ein lustiges Unterhaltungsprogramm gesorgt, etwa wie in Deutschland beim Karneval, Sänger singen ohne Rücksicht auf Verluste bis ins Neue Jahr, aber Tanzen….nein. Habe ich zumindest noch nicht gesehen. Für dieses gesellschaftliche Ereignis in den zahlreichen sehr großen Restaurants am Platze muss man oft auch tief in die Tasche greifen. Die Damen sowieso, denn ohne vorherige neue Rundum-Ausstattung von der Unterwäsche bis zum kleinen Schwarzen, knapp aber teuer, über Friseurbesuch mit Schminkservice geht Frau nicht aus dem Haus. Zum Friseur kann man hier auch noch um 21 Uhr gehen, wenn man frühzeitig gebucht hat. Alle Friseure arbeiten an Sylvester sehr lange. Man muss die Feste eben feiern, wie sie fallen. Apropos Unterwäsche: Glauben Sie nicht, ich hätte das nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Nein, die Unterwäsche, ach, ich sage doch besser Dessous, das wirkt anrüchiger, die man an Sylvester zum Rutsch vom alten ins neue Jahr trägt, muss auf jeden Fall rot sein. Das bringt Glück. Wenn Sie mich fragen, nur so eine Erfindung der Dessous-Industrie, denn keiner weiß, woher das eigentlich kommt. Aber es funktioniert. Zu Weihnachten bekommt die Jugend von den jeweiligen momentanen Partnern auf alle Fälle rote Reizwäsche geschenkt. Sowohl Männlein, als auch Weiblein, wohlgemerkt.

Zum Cenone geht man möglichst mit vielen Freunden, vorbestellen ist absolut notwendig, Kurzentschlossene haben immer schlechte Karten. Und wer nicht zu einem Cenone geht, der kann gegen 23 Uhr noch hinaus in die Kälte (ca. 10Grad, aber es war auch schon kälter…) auf die Piazza der Stadt. In den meisten größeren Städten steppt der Bär trotz polarer Temperaturen draußen. Lokale Pizzica-Gruppen mit Lokalmatadoren, die für gute Stimmung sorgen bringen Piazze und Strassen zum Kochen. Die Italiener lassen sich auch jedes Jahr ihr Feuerwerk einiges kosten. Da kann man noch so sehr von Krise sprechen, etwas geht immer: „I fuochi“. Wie Sie als Mitteleuropäer das kennen, werden die Feuerwerkskörper ganz legal kurz nach Weihnachten in den Fachgeschäften und ausgewiesenen Supermärkten verkauft. Der Absatz ist, zumindest hier im Süden, auf den offiziellen Beschaffungspfaden jedoch schleppend. Viel besser laufen die „abusivi“ – die, die ohne Lizenz das Knallerzeug verkaufen. Jährlich ab Oktober haben die „Finanzieri“ – die italienische Finanzpolizei - Lokaltermin bei den vielen illegalen Feuerwerksbauern. Besonders verwerflich an der illegalen Produktion ist, dass sie heimlich in Tiefgaragen und Wohnungen getätigt wird. In der Vergangenheit sind nicht selten ganze Wohnblöcke in die Luft geflogen und man wusste erst hinterher, weshalb. Einer der Bewohner fabrizierte illegal Feuerwerkskörper. Seit einigen Jahren ist der Boom der „abusivi“-Produzenten aber vorbei. Die chinesischen Feuerwerke drängen auf den heimischen Markt. Und mit den „Cinesi“ kann man ja, wie Sie wissen, nicht konkurrieren. Da aber auch die meisten Feuerwerksprodukte chinesischer Herkunft kein italienisches Gütezeichen aufweisen können beschlagnahmen die Finanzieri meistens ab Oktober/November unglaubliche Mengen, Tonnen und Aber-Tonnen von diesem Teufelszeug. Trotzdem gibt es in Italien noch Leute, die sich ohne Knallerei nicht einfach so freuen können. Jährlich verlieren mehrere Menschen, darunter auch immer Kinder, Augen, Finger, ja ganze Hände in der Sylvesternacht. Vor 2 Jahren, wenn ich mich recht erinnere, hat eine Kugel, die von irgendwoher von der Straße kam, einen Familienvater, der gerade mit Familie und Freunden zu Tisch im 2. Stock saß und den Korken knallen lassen wollte, von hinten mit einem glatten Nackenschuß getötet. Die Finanzieri tun im Vorfeld wirklich, was sie können, aber gegen solche Idiotie ist natürlich niemand gefeit.

Die restlichen Salentiner treffen sich meistens „al mare“ – nein, nicht was Sie denken, kein Baden ins Neue Jahr (lesen Sie dazu mal meine Sommerkapitel "die Italiener und das Meer"). Damit ist das Haus am Meer von irgendeinem Freund oder Verwandten gemeint. Das ist meistens geräumig genug, um die Hausparty zu beherbergen. Es wird gegessen (na klar), Tombola oder Karten oder andere lustige Gesellschaftsspiele gespielt, der Fernseher grölt nebenher und zu Mitternacht werden nach einem gebrüllten Countdown Sektkorken (auch hier ein Sinneswandel, immer öfter ist er secco oder sogar prosecco, pappiges Sprudelwasser ist out oder mindestens fährt man zweischienig!) und Knaller oder auch wertigeres Feuerwerk abgeschossen….Danach geht’s, je nach Alter und Unternehmungsgeist (oder ob man den ganzen Tag gearbeitet hat oder nicht) in die Discotheken, die ihre Pforten am Ersten des Neuen Jahres gegen 0.30 Uhr öffnen und in denen man bis in den frühen Morgen abtanzen kann.

Zum Mittagessen des ersten Tags im Jahr gibt es übrigens traditionsgemäß „lenticchie“ (sprechen Sie mir laut nach…LENTIKKIE – Sie erinnern sich an das Novemberkapitel – CCH = K), also Linsen, denn das verspricht Geld im Neuen Jahr.

Wenn Sie nun erwarten, dass ich Ihnen über den Panettone erzähle (sehen Sie, da haben wir das „one“ wieder – also „großes Brot“), dann muss ich Sie enttäuschen. Selbstverständlich sind die Supermercati hier voll von den pyramidenförmigen süßen Kuchen, aber die kommen aus Mailand. Mit der hiesigen Tradition hat der Panettone ungefähr soviel zu tun wie Sauerkraut! Aber gut, ich will mal nicht so sein. Ich verrate Ihnen, was mir meine Freundin Cinzia, eine mailändische Immigrantin verraten hat: Wenn Sie Ihre Freunde oder Familie in Deutschland dieses Jahr mal mit einem Panettone beglücken wollen, dann müssen Sie den Ritus aber schon ganz gewandt zelebrieren:

Also: Ungefähr 20 Minuten vor dem geplanten Verzehr stellt man den Panettone auf den Heizkörper (muss natürlich heiß sein!) Nach 20 Minuten kann man davon ausgehen, dass die enthaltene Butter (mein Gott, eine Cholesterinbombe, ja!) zerlaufen ist und der Panettone „Fäden zieht“. Dann erst öffnet man den Panettone vorsichtig, die Cellofanhülle MUSS intakt bleiben. Dann öffnet man das Tütchen mit dem Puderzucker und schüttet es in die Cellofanhülle mit dem Panettone. Dann schließt man die Cellofanhülle gut mit der Hand und beginnt auf und ab zu schütteln. Der Puderzucker soll sich so überall auf dem Panettone verteilen und – da warm – klebenbleiben. Erst dann aus der Hülle nehmen und aufschneiden! Schon allein das Zelebrieren sichert Ihnen Bewunderung! Und sehen Sie, genau wegen der enthaltenen Butter ist der Panettone auch keine hiesige Spezialität. Hier wird traditionsgemäß alles mit Olivenöl gemacht. Auch gebacken. Das mag Ihnen ungewohnt erscheinen, aber hier ist die Viehhaltung sehr rar gewesen und wenn, dann waren es Ziegen und Schafe, die dem Klima besser gewachsen sind. Panettone ist übrigens auch so ein Sammelbegriff, denn es gibt eigentlich zwei verschiedene Arten dieses Mailänder süßen Kuchens: Den Pandoro (die vorher beschriebene Pyramide, hoch und ohne kandierte Früchte oder Rosinen) und den Panettone (niedriger und gedungen, sieht aus wie ein aknekranker Lederhocker). Er enthält Rosinen und kandierte Früchte. Wenn Sie in Italien sind, können Sie sich die verschiedenen Sortierungen in den Supermärkten mal ansehen: Es gibt Panettone ohne kandierte Früchte mit Rosinen, ohne Rosinen mit kandierten Früchten oder auch statt dieser herkömmlichen Füllung mit Schoko-Soße oder Vanille-Soße oder anderem gefüllt. Letzteres ist aber wirklich kein echter Panettone mehr!

Den Abschluss der jährlichen Weihnachtskermes im Salento wie anderswo in Italien macht also die „Befana“ am 06.Januar. Sie ist alt, hässlich und man darf sie sich vorstellen wie unsere Hexe aus Hänsel und Gretel. In der Tat, sie soll die bösen Kinder ja auch mit dem Besen versohlen…Ihr werden Gedichte aufgesagt und es wird aufgezählt, wie oft man lieb und wie oft man böse gewesen ist. Genau wie bei uns mit dem Nikolaus – oder Knecht Ruprecht. Ausserdem hat eine neue Tradition an Befana Einzug gehalten. Frau bekommt hunderte von SMS (sind von den meisten Handyanbietern über Weihnachten gegen eine Forfait-Gebühr von 6 Euro gratis) in denen ihr, obwohl jung und schön, zu ihrem Namenstag oder Ehrentag gratuliert wird. Oder von den weiblichen Vertretern der italienischen Spezies an ihre Freundinnen, in denen zum jährlichen Besenreiten in der Nacht vom 05. auf den 06. Januar aufgerufen wird usw usw. Apopos SMS: Kein Mensch in Italien schreibt mehr Weihnachtskarten. Ehrlich gesagt, die Italiener waren noch nie „Brieffreunde“. Aber nun….ein Standard-SMS beglückt sogar Kunden und Lieferanten…es ist traurig, aber kurz!

Sie sehen, Süditalien ist wirklich was für Weihnachtsmuffel, denn man muss ja keine lebende Krippe besuchen oder Weihnachten und Sylvester im Kreise einer süditalienischen Familie verbringen. Aber würden Sie DAS verpassen wollen?

Und so wünsche ich Ihnen eine gesegnete Adventszeit, Buon Natale e un Felice Anno Nuovo!

Claudia Litti

6 Kommentare:

sir henry hat gesagt…

toll hast das wieder gemacht
es ist eine freude zum lesen
und man lernt immer was dazu
ich möchte am liebsten meine koffer packen und gleich in den salento machen....
gruss aus dem norden
hb

Heiner hat gesagt…

Hallo Claudia, ich habe gerade gestern Abend in unserem Blog einen Artikel über Weihnachtsbäume geschrieben. Bei der Recherche ist mir auch immer wieder eine neue Modeerscheinung - nämlich ein Red Salento Weihnachtsbaum - aufgefallen. Leider schweigt sich die Wikipedia noch aus (oder diese Bäume sind unter einem anderen Namen gelistet) Wenn ich recht verstehe handelt es sich um einen rot blühenden Nadelbaum. Weißt Du zufällig näheres darüber? Kommt dieser Baum möglicherweise aus "deinem" Salento?
Liebe Grüße, Heiner

sir henry hat gesagt…

Grevillea ‘Red Salento’
werden um Weihnachten in den Baumschulen angeboten
ein bäumchen das blüht aus australien
gruss aus finland
henry

Heiner hat gesagt…

Herzlichen Dank, Henry, besonders der Hinweis auf Grevillea war sehr hilfreich!

Jesolo Wohnungen hat gesagt…

Einige Traditionen sind absolut wunderbar!

Hotel Jesolo direkt am strand hat gesagt…

Ein wirklich schöner Ort, um Weihnachten zu feiern.